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Sara Grzybek zu diskriminierungsfreier Gesundheitsversorgung 25.04.2024

Sara Grzybek, 3 Fragen an

Sara Grzybek

Quelle:Fadi_Elias_und_In-Haus eV_0

Mit Queermed Deutschland hat Sara Grzybek eine communitybasierte Plattform geschaffen, die u.a. ein Verzeichnis queerfreundlicher und sensibilisierter Ärzt*innen oder Therapeut*innen anbietet.

Drei Fragen

1) Wie kam es zur Idee, eine solche Plattform ins Leben zu rufen?

Es war tatsächlich ein glücklicher Zufall, weil ich während der Pandemie auf der Suche nach einer neuen ehrenamtlichen Tätigkeit war. Ich habe von einem ähnlichen Projekt in Österreich erfahren und rausgefunden, dass es eine solche Plattform in Deutschland nicht gibt. Ab da war mir klar, dass es sowas auch hier braucht.

2) Melden sich auch Behandler*innen, um sich Tipps für eine sensible / diskriminierungsfreie Praxis zu holen?

Es gibt einige, die nach Informationen, Info- oder Auslegematerial suchen. Unter anderem werden die inklusiven Anamnesebögen, die seit Februar auf der Website angeboten werden, sehr häufig runtergeladen. Es gibt auch den Leitfaden für sensibilisierten Umgang mit Patient*innen, der in komplett überarbeiteter Form im April zur Verfügung stehen wird. Manche suchen auch nach Workshops und anderweitigen Angeboten, um zu lernen, was sie besser machen können.

3) Lässt sich sagen, worin die größten Hürden/Defizite in den Praxen/bei Behandler*innen bestehen und aber auch, ob es Feedback gibt, was sich seit Queermed im Positiven getan hat?

Was Menschen in den Kommentarfeldern ihrer Empfehlungen am meisten ergänzen, ist die Art, wie mit ihnen umgegangen wurde: Sie haben sich respektiert gefühlt. Ihnen wurde zugehört, geglaubt und ihre Lebensrealität wahrgenommen. Regelmäßig erhalte ich viele Rückmeldungen von Menschen, die mithilfe von Queermed endlich eine gute Praxis finden konnten. Zum Teil waren sie jahrelang nicht bei Vorsorgeuntersuchungen, haben notwendige Psychotherapien vor sich hergeschoben und sich jetzt durch Queermed endlich getraut, wieder eine Praxis aufzusuchen. Manche Menschen erzählen, dass ihnen Rassismuserfahrungen nicht geglaubt worden sind. Oft fehlt die Sensibilisierung bei sehr vielen weißen Ärzt*innen und Therapeut*innen. Oder auch beim Thema Kinderwunsch erzählten Menschen von übergriffigen Fragen und Aussagen seitens ihrer Gynäkolog*innen, sobald sie kein Interesse an Kindern oder eigener Schwangerschaft hatten. Ein selbstbestimmtes Nein zum Kinderwunsch wurde häufig nicht akzeptiert.