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GWG München Leichte Sprache und Gebärdendolmetschen auf Homepage

Die GWG München hat auf ihrer Website die Vorgaben zur Barrierefreiheit von Websites sehr gut umgesetzt und gibt Nutzer*innen Informationen in Leichter Sprache und Deutscher Gebärdensprache.

Art des Wohnungsmarktakteurs:
Kommunales / landeseigenes Wohnungsunternehmen
Diskriminierungsmerkmale:
Behinderung, Ethnische Herkunft / Rassismus, Familiengröße, Fluchthintergrund, Geschlecht, Religion / Weltanschauung, Sexuelle Identität, Sozioökonomischer Status, Wohnungslosigkeit
Durchführung:
München / Internet seit 2020

Kontakt

Alessia Pareschi - Referentin für Onlinekommunikation und Marketing E-Mail: alessiaisabel.pareschi@gwg-muenchen.de Telefon: (089) 55 114 328

Angaben zum Wohnungsmarktakteur

Die GWG Städtische Wohnungsbaugesellschaft München mbH ist eine der beiden großen städtischen Wohnungsgesellschaften der Landeshauptstadt München und hat über 30.000 Wohnungen im Bestand. Seit über 100 Jahren bietet sie in der stetig wachsenden Stadt bezahlbaren Wohnraum, engagiert sich in der Stadtteilentwicklung, realisiert Wohnformen für alle Lebensphasen und ist dem Klimaschutz verpflichtet. Die GWG München ist eine hundertprozentige Tochter der Landeshauptstadt München und beschäftigt circa 500 Mitarbeiter*innen.

Ausgangslage und Motivation

Im Jahr 2019 musste die Website der GWG München neu gestaltet werden. Gemäß dem Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes (BGG) und der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) sind öffentliche Stellen zu einer barrierefreien Gestaltung von digitalen Informationen verpflichtet. Vielen kommunalen Wohnungsunternehmen scheint diese Verpflichtung nicht bewusst zu sein, sodass man nicht viele Websites findet, die diese Vorgaben tatsächlich umfänglich umsetzen. Die GWG München hingegen hat die Umgestaltung genutzt, um genau dies zu tun. Sie hat sich bei der Neuentwicklung der Website als oberstes Ziel die Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit gesetzt, um einerseits die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, andererseits aber auch der Vielfalt ihrer Kund*innen gerecht zu werden. Um bestmögliche Unterstützung zu bekommen, wurde ein externes Dienstleistungsunternehmen beauftragt, das sowohl umfassend zur digitalen Barrierefreiheit beraten als auch die Website barrierefrei umsetzen konnte. Die professionelle Unterstützung hat eine gesetzeskonforme und zügige Projektrealisierung begünstigt. Die neue Website ging im April 2020 online.

Maßnahmenbeschreibung

Auf der Website der GWG München findet sich im unteren Bereich der Website unter dem Punkt „Barrierefreiheit“ zunächst eine sehr technische Auskunft, die Erklärung zur Barrierefreiheit. In dieser wird darüber informiert, dass die Website vollständig mit der Bayrischen E-Government-Verordnung beziehungsweise der WCAG 2.1 AA vereinbar ist. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich die Web Content Accessibility Guideline, herausgegeben vom World Wide Web Consortium. Demnach müssen einige Prinzipien verfolgt werden, aus denen sich verschiedene Richtlinien und Erfolgskriterien ableiten (vergleiche http:// www.barrierefreies-webdesign.de/richtlinien/wcag-2.1/).

In der Umsetzungspraxis sind die Links im fest verankerten Menü zur Leichten Sprache und zur Deutschen Gebärdensprache am sichtbarsten. Die Nutzer*innen erhalten beim Klicken Zusammenfassungen des Inhalts der Website. Hier wird erklärt, was die GWG München ist, wo sich die Wohnungen befinden, was getan werden muss, um an eine Wohnung zu kommen, was die Grundprinzipien der Arbeit der GWG München sind und welche Möglichkeiten die GWG München als Arbeitgeberin bietet. Last, but not least gibt es eine Zusammenfassung, welche Informationen sich ansonsten noch auf der Website finden lassen.

Weniger sichtbar, aber genauso wichtig für eine barrierefreie Gestaltung der Website, sind folgende Beispiele.

  • Gute Kontraste und variable Schriftgrößen
  • Bilder, Grafiken sind mit Alternativtext versehen oder Videos mit Untertiteln.
  • Eine Steuerung durch das Menü ist per Tastatur möglich.
  • Aufbau und Struktur sind einfach gestaltet.
  • HTML-Strukturelement für Überschriften und Listen
  • Die Inhalte sind ohne Farben verständlich.

Dies ist nur eine kleine Auswahl von Aspekten, die für eine möglichst umfassende Barrierefreiheit für alle Besucher*innen beachtet werden müssen.

Stimmen aus der Praxis und Wirksamkeit

Alessia Pareschi ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Melanie Meindl Projektleiterin für die barrierefreie Kommunikation im Unternehmen. Sie blickt auf einen aus ihrer Sicht sehr spannenden Prozess in den letzten Jahren zurück. Es gab sowohl seitens der Geschäftsführung eine klare Rückendeckung für das Ziel, die Information und Kommunikation barrierefrei zu gestalten, als auch keine Widerstände von den Kolleg* innen aus anderen Abteilungen. Zu Beginn war vermutlich nicht allen bewusst, was Barrierefreiheit im Detail bedeutet. Inzwischen wurde auch eine weitestgehend barrierefreie App für Mieter*innen konzipiert und auch das Mieter*innenmagazin barrierefrei gestaltet. Bei neuen Projekten übernehmen Frau Pareschi und ihre Kollegin immer die Aufgabe, an die Anforderungen der Barrierefreiheit zu erinnern und diesen Schritt schon früh im Prozess zu implementieren. „Erst im Nachgang merken die Kolleg*innen, was es für sie selbst in ihren Projekten bedeutet. Wir haben oft nicht barrierefreie Versionen von zu veröffentlichenden Informationen bekommen. Diese gingen dann immer wieder zurück. Inzwischen ist das Verständnis aber deutlich gewachsen“, so Alessia Pareschi. Aktuell arbeiten sie an der Barrierefreiheit des Intranets und des Karriereportals für Bewerber*innen.

Dass dieser Prozess so gut gestaltet werden konnte, lag auch an der professionellen Begleitung durch einen externen Dienstleister. Annett Farnetani von der begleitenden Agentur mindscreen betont, wie gut die Kooperation mit der GWG München war und ist. In vielen Unternehmen finde man noch kein ausreichendes Bewusstsein für die Anforderungen und den Sinn und Zweck der digitalen Barrierefreiheit. Bei der GWG München sei das nach der Beauftragung nie hinterfragt worden. Ihre Expertise wurde gesucht, genutzt und geschätzt. „Schön ist auch, dass nach der Erstellung der Website nicht Schluss war. Wenn etwas Neues kam, war das Bewusstsein da, zu überlegen, wo eine Barriere sein könnte“, unterstreicht sie.

Konkrete Rückmeldungen zur besseren Nutzbarkeit der Website von den Nutzer*innen gibt es wenig. Die GWG München erhält aber sehr positives Feedback von Verbänden und öffentlichen Stellen.

Außerdem, so Alessia Pareschi, sei es ja auch die Frage, was am Ende als Erfolg gewertet würde. „Unser Ziel war es, Menschen, die darauf angewiesen sind, durch eine barrierefreie Umsetzung besseren Zugang zu unseren Informationen zu geben. Das ist uns gelungen. Für alle anderen Nutzer*innen entstehen dadurch aber keine Nachteile, im Gegenteil: Auch sie profitieren von der stringenten Umsetzung und besseren Nutzer* innenfreundlichkeit.“

Einbettung der Maßnahme

Die GWG Städtische Wohnungsbaugesellschaft München mbH betont in ihrem Leitbild, sich mit dem gesamten Handeln für funktionierende Nachbarschaften und den sozialen Zusammenhalt vor Ort einzusetzen. Bei etwaigen Problemen arbeitet ein Team von sieben Sozialpädagog*innen eng mit den sozialen Einrichtungen der Landeshauptstadt München zusammen, außerdem gibt es ein übergreifendes Quartiersmanagement. Für die Mieter*innen im hohen Alter bietet die GWG München eine Wohnbegleitung an, ein Angebot unter dem Titel WGplus – Wohnen in Gemeinschaft plus Service. Hierzu gehören hauswirtschaftliche Versorgung und häusliche Pflegeangebote. Wenn aus Altersgründen, bei Krankheit oder nach einem Unfall die Kräfte nachlassen, unterstützt sie ihre Mieter*innen individuell

Tipps für die Übertragung

Kommunale Wohnungsbauunternehmen sind in der Regel auf der Grundlage von Artikel 3 Absatz 1 der EU-Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen in Kombination mit Landesgesetzgebung verpflichtet, ihre Informationen im Internet barrierefrei zu gestalten. Bei der Umsetzung sei es das Wichtigste, so Frau Pareschi und Frau Farnetani unisono, sich die Zeit zu nehmen und den Prozess gründlich zu planen. Es braucht die Unterstützung vom Management, um sowohl die personellen als auch die finanziellen Ressourcen zur Verfügung gestellt zu bekommen, die die konsequente Umsetzung erfordern.

Des Weiteren sei es wichtig, nicht nur die Kommunikationsabteilung, sondern alle Abteilungen darin zu schulen, was Barrierefreiheit bedeutet und diese Informationen ins Unternehmen hineinzutragen. Bei der GWG München fing es bei der Kommunikationsabteilung an, später wurden dann aber auch die Personalabteilung und das Prozessmanagement einbezogen, das unter anderem Dienstanweisungen schreibt. „ Digitale Barrierefreiheit ist kein Projekt, sondern ein Prozess“, so Annett Farnetani. Deshalb sei es wichtig, überall im Unternehmen die Idee zu verankern und Mitkämpfer*innen zu finden, die den Prozess unterstützen.

Die externe Unterstützung durch Fachleute mit nachgewiesener Expertise in barrierefreier Kommunikation sei eine lohnenswerte Investition, so Alessia Pareschi.

Das offizielle Logo von GWG München