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Lawaetz-wohnen&leben gGmbH Wohnungsvermittlung für Menschen mit Zugangsproblemen zum Hamburger Wohnungsmarkt

In sechs Projekten werden Gruppen mit Zugangsproblemen zum Hamburger Wohnungsmarkt bei der Vermittlung in möglichst unbefristeten Wohnraum unterstützt.

Art des Wohnungsmarktakteurs:
Zivilgesellschaftliche Organisation
Diskriminierungsmerkmale:
Ethnische Herkunft / Rassismus, Fluchthintergrund, Geschlecht, Religion / Weltanschauung, Sexuelle Identität, Sozioökonomischer Status
Durchführung:
Hamburg seit 1994
Weitere Maßnahmen gegen Diskriminierung im Wohnungswesen:

Vernetzung und Fortbildung der Projektteams, innerbetriebliche Reflexionsprozesse zum Thema Diskriminierung und Rassismus

Kontakt

Ilka von Engel - Beratung und Öffentlichkeitsarbeit E-Mail: vonengel@lawaetz-ggmbh.de Telefon: (040) 334 659 018

Angaben zum Wohnungsmarktakteur

Die Lawaetz-wohnen&leben gGmbH (Lawaetz gGmbH) gründete sich 2015. Ihr Ziel ist die Wohnraumversorgung von Menschen mit besonderen Zugangsproblemen zum Wohnungsmarkt. Lawaetz- gGmbH sieht sich dabei als Mittler zwischen Mieter*innen und Vermieter*innen und kann auf die Erfahrung von Wohnungsmarktvermittlung und -verwaltung der Lawaetz- Gesellschaften seit 1994 zurückgreifen

Ausgangslage und Motivation

Die Lawaetz Gruppe ist für das Gemeinwohl tätig und hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen Zugänge zu Arbeit, Ausbildung und Wohnung zu erleichtern, indem sie Hilfe zur Selbsthilfe bietet. In dieser Tradition steht auch die Lawaetz gGmbH. Mit den Projekten zur Wohnungsvermittlung reagiert die Organisation darauf, dass bestimmte Personengruppen besonders große Zugangsprobleme zum Hamburger Wohnungsmarkt haben.

Begonnen hat die Wohnungsvermittlung 1994 mit dem Projekt Jugend & Wohnen. Hier geht es um junge Menschen, die nach stationärer Kinder- und Jugendhilfe oder im Anschluss an Eltern- Kind-Einrichtungen eigene Wohnungen suchen. Das Konzept wurde für weitere Zielgruppen spezialisiert und angepasst. Daraus sind mehrere Projekte im Auftrag und überwiegend gefördert von der Sozialbehörde Hamburg entstanden. Vivienda, ein Projekt für Frauen aus Frauenhäusern, ist beispielsweise aus der Motivation heraus entstanden, auf die langen Verweildauern und hohe Belegungszahlen der Frauenhäuser zu reagieren

Maßnahmenbeschreibung

In den Projekten zur Wohnungsvermittlung wird Beratung zur eigenständigen Wohnungssuche angeboten. Die Wohnungssuchenden sollen selbst aktiv werden und werden je nach Ressourcen und Ausgangsbedingungen von der Lawaetz gGmbH unterstützt. Der Geschäftsführer van Buggenum erläutert das Ziel der Arbeit. Demnach gehe es darum, Menschen mit Wohnraum zu versorgen und ihre Mietverhältnisse auch langfristig zu sichern.

Die Projekte zur Wohnungsvermittlung arbeiten mit unterschiedlichen Zielgruppen: Abrigo wendet sich an LGBTIQ*-Geflüchtete, Jugend & Wohnen an junge Menschen nach stationärer Kinder- und Jugendhilfe und Mutter-Vater-Kind-Einrichtungen, Stufe 3 an wohnungslose Haushalte, Vivienda an Frauen aus Frauenhäusern, Wohnbrücke an Geflüchtete und Wohnsteg an wohnungslose Männer. Der Prozessablauf der Unterstützung ist bei diesen Projekten ähnlich.

In der Informations- und Beratungsphase wenden sich Träger beziehungsweise Institutionen oder Ehrenamtliche an das jeweilige Projekt und melden konkrete Personen für die Unterstützung bei der Wohnungssuche an. Im Projekt Wohnbrücke erfolgt die Anbahnung über ehrenamtliche Wohnungslotsen, die bei der Lawaetz gGmbH geschult wurden. Die unterstützungsbedürftigen Personen werden dann im jeweiligen Projekt dazu beraten, was Mieter*innen für eine Wohnungssuche brauchen, wie sie sich bewerben können, wie Besichtigungen ablaufen, und sie werden darauf vorbereitet, sich selbst bei Vermieter*innen vorzustellen.

In der Vermittlungsphase unterstützt die Lawaetz gGmbH durch Beratung und das Angebot von Absicherungsverträgen für Vermieter*innen den Zugang zu Wohnungen mit unbefristeten Mietverhältnissen. In fast allen Projekten wird vertraglich abgesichert, dass sich Vermietende im Mietverhältnis für einen definierten Zeitraum bei der Lawaetz gGmbH bei Problemen melden können und diese für bestimmte finanzielle Rückstände nach Mietende aufkommt. Dafür stellt die Sozialbehörde der Lawaetz gGmbH beispielsweise einen Risikofonds zur Verfügung. Bei Bereitschaft zur Vermietung an eine Person aus den Zielgruppen schließt die Lawaetz gGmbH einen Vertrag mit den Vermietenden. Im Projekt Wohnsteg werden WG-Zimmer in vom Träger angemieteten Wohnungen übergangsweise vermietet. Nach erfolgreicher Vermittlung in Wohnraum werden die Mieter*innen bei der Wohnungsübergabe und bei Bedarf im laufenden Mietverhältnis begleitet.

In der Zeit nach dem Einzug geht es um die weitere Begleitung im Mietverhältnis. Die Lawaetz gGmbH bleibt für Vermietende bei Problemen wie beispielsweise Mietrückständen, ansprechbar. Die Mieter*innen werden je nach Projekt und Bedarf im Mietverhältnis begleitet, zum Beispiel bei Nachbarschaftskonflikten. Nach Ablauf der Vertragslaufzeiten, die je nach Projekt bis zu fünf Jahren dauern können, laufen die finanziellen Sicherheiten aus.

Finanziert werden die Projekte überwiegend durch die Sozialbehörde. Bei drei Projekten ist die Anzahl der Vermittlungen begrenzt. Jugend & Wohnen kann nach Erreichung der Zielzahlen weitere junge Menschen nach stationärer Kinder- und Jugendhilfe und Mutter-Vater-Kind-Einrichtungen in Wohnraum vermitteln. Ein weiteres Projekt (Wohnbrücke) wird von der deutschen Fernsehlotterie gefördert und ist nicht durch ein Kontingent begrenzt. Im Projekt Wohnsteg können nur so viele Personen aufgenommen werden, wie Wohnplätze zur Verfügung stehen.

Stimmen aus der Praxis und Wirksamkeit

Aus Sicht sowohl der Sozialbehörde als auch der Lawaetz gGmbH funktioniert der Ansatz der Vermittlungsprojekte sehr gut. Personen mit Zugangsproblemen zum Wohnungsmarkt, so die einhellige Einschätzung, hätten durch die Unterstützung von der Lawaetz gGmbH mehr Erfolg als wenn sie allein suchen würden. Viele – so Ilka von Engel von der Lawaetz gGmbH – suchen zwar eigenständig, hätten aber ohne Unterstützung beziehungsweise Absicherungsvertrag keine Chance, eine so gefundene Wohnung auch zu bekommen. Aufgrund der erfolgreichen Grundidee wuchs die Zahl dieser zielgruppenbezogenen Projekte in den letzten Jahren und ihre Finanzierung ist stabil.

Da die Lawaetz-Gesellschaften ein bekannter Akteur auf dem Wohnungsmarkt sind, ist es der Lawaetz gGmbH gelungen, zahlreiche Wohnungen an Menschen mit besonderen Zugangsschwierigkeiten zum Hamburger Wohnungsmarkt zu vermitteln. Ein Hinweis auf die Wirksamkeit geben die Vermittlungszahlen. Dank ihrer Bekanntheit kommen mittlerweile andere Wohnungsmarktakteure, wie Projektentwickler und Genossenschaften, proaktiv auf die Lawaetz gGmbH zu, um potenziell als zukünftige Vermieter*innen mit ihr zusammenzuarbeiten. Ilka von Engel berichtet auch über eine positive Entwicklung in der Zusammenarbeit mit Vermieter*innen. „Die Bereitschaft hat deutlich zugenommen, weniger zu hinterfragen ‚Woher kommt denn derjenige?‘ oder ‚Wie sind denn die Sprachkenntnisse?’.“ Das habe sich bei Vermieter* innen und Sachbearbeiter*innen während der Zusammenarbeit im letzten Jahrzehnt geändert: „Durch positive Erfahrungen werden Vermietende sicherlich mutiger.“

Frau Said, Leiterin der Abteilung Integration, Zivilgesellschaft, Opferschutz der Sozialbehörde Hamburg, bestätigt, dass das Vertrauen von Wohnungsmarktakteur*innen gegenüber der Lawaetz gGmbH zunehme. Vermieter*innen, die Vorurteile gegenüber bestimmten Zielgruppen haben, könnten diese durch positive Vermietungserfahrungen abbauen, und das spreche sich herum. Hilfreich sei es, die Bedenken der Vermieter* innen ernst zu nehmen und verständnisvoll ins Gespräch zu kommen. Bei der Sozialbehörde kämen weder Beschwerden von Vermieter*innen an, noch hätten sie wiederholt Finanzierungsausfällen laut dem Absicherungsvertrag nachkommen müssen.

Einbettung der Maßnahme

Um die Vermittlung von Wohnraum an diskriminierungsgefährdete Gruppen möglichst diskriminierungssensibel zu gestalten, befinden sich die Gesellschaft und ihre Mitarbeiter*innen in einem ständigen Lernprozess, der unter anderem durch innerbetriebliche Reflexionsprozesse zum Thema Diskriminierung, Rassismus und gendersensibler Sprache umgesetzt wird.

Tipps für die Übertragung

Prinzipiell sind solche Projekte in andere Städte mit angespanntem Wohnungsmarkt übertragbar. Hierfür benötige es einen Träger, der sich als Mittler zwischen Wohnungssuchenden und Vermieter*innen versteht und als Ansprechpartner dient. Mitarbeiter*innen der Lawaetz gGmbH erachten es dabei für wichtig, dass dieser Träger eine unparteiische Haltung zwischen Klient*innen und Vermieter*innen einnimmt und der Umgang mit allen Beteiligten auf Augenhöhe stattfinden sollte. Hilfreich sei es hierfür, in einem multidisziplinär aufgestellten Team zu arbeiten, in welchem sowohl sozialpädagogische Kompetenzen als auch Kenntnisse zum Wohnungsmarkt vorliegen. Die Mieter*innen sollten nur so weit begleitet werden, wie es notwendig sei, und das Augenmerk liege darauf, eigene Ressourcen zu aktivieren. Für eine Übertragung seien zudem die Kontakte einerseits in die Trägerlandschaft für den Zugang zu den Zielgruppen, andererseits in die Wohnungswirtschaft erforderlich. Der Aufbau solcher Kontakte benötige Zeit. Ein entscheidender Gelingensfaktor ist laut Sozialbehörde und der Lawaetz gGmbH die Möglichkeit, mit Vermieter*innen Absicherungsverträge abzuschließen und ihnen so eine überzeugende Kooperation und Sicherheit für eventuelle finanzielle Einbußen nach Mietende zu bieten. Zudem sei es für Vermieter*innen wesentlich, eine feste Ansprechperson zu haben. Frau Said von der Sozialbehörde unterstreicht außerdem die Notwendigkeit, mit den Trägern und Institutionen ins Gespräch zu kommen, für deren Zielgruppen die Vermittlungsangebote entwickelt wurden und die direkte Kontakte zu den angesprochenen Personen haben. Sie haben die Kenntnisse über die Bedarfe beziehungsweise können diese in Erfahrung bringen und vermitteln letztendlich die potenziellen Mieter*innen. Eine gute Zusammenarbeit ist hierfür unerlässlich.

Das offizielle Logo von Lawaetz-wohnen&leben gGmbH